Forscher sehen acht wichtige Erdsysteme vor Kipppunkt
Fünf Erdsysteme drohten bereits zu kippen – nun sieht ein Bericht drei weitere vor dem Kipppunkt. Dazu zählen die Forscher Mangroven, Wälder und Seegraswiesen.
Die Welt droht, in den kommenden Jahren insgesamt acht für das Weltklima bedeutende sogenannte Kipppunkte zu überschreiten. Nach einem Forschungsbericht könnten bei einer Erderwärmung von 1,5 Grad in den 2030er-Jahren neben fünf bereits bedrohten sogenannten Kippsystemen drei weitere bedroht sein. Das teilte das am Bericht beteiligte Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) mit.
Das Überschreiten der Kippsysteme könne “grundlegende und mitunter abrupte Veränderungen auslösen”, sagte einer der Hauptautoren des Berichts, PIK-Forscher Sina Loriani. Diese könnten “das Schicksal wesentlicher Teile unseres Erdsystems für die nächsten Hunderte oder Tausende von Jahren unumkehrbar bestimmen”.
An der von der britischen Universität Exeter geleiteten Arbeit waren laut PIK mehr als 200 Forschende beteiligt. Es sei der “bisher umfassendste Überblick über Kipppunkte im Erdsystem”, sagte PIK-Forscher Loriani.
Wälder, Mangroven und Seegraswiesen
Von Kipppunkten sprechen Klimaforscher, wenn bestimmte Klimaphänomene Schwellen überschreiten, ab denen sie sich nicht mehr umkehren lassen. Zu den derzeit bereits bedrohten Kippsystemen zählen die Autoren des Berichts unter anderem die Eisschilde auf Grönland und der Antarktis und die subpolare Wirbelzirkulation im Norden des Atlantischen Ozeans. Zu den ab den 2030ern möglicherweise zusätzlich bedrohten Systemen gehören demnach nördliche Wälder, Mangroven und Seegraswiesen.
Die Analyse verdeutliche, dass der gegenwärtige Klimawandel “grundlegende Veränderungen in Schlüsselelementen des Erdsystems” verursachen könnte, sagte PIK-Forscher Jonathan Donges. Diese könnten aufgrund ihrer Auswirkung auf menschliche Gesellschaften wiederum zu “gewaltsamen Konflikten oder dem Zusammenbruch politischer Institutionen” führen.
Positive Kipppunkte
Die Autoren des Berichts sehen dem PIK zufolge jedoch auch Chancen für sogenannte “positive Kipppunkte”, die entscheidend dabei sein könnten, um “den Planeten zu stabilisieren und negative Auswirkungen von Erdsystem-Kipppunkten auf Gesellschaften zu vermeiden”. Solche “nichtlinearen Veränderungen” seien bereits heute auf den Märkten für erneuerbare Energien und Elektrofahrzeuge zu beobachten. Zudem könnten politische Entscheidungen diese “abrupten” positiven sozialen und technologischen Veränderungen auslösen.
Der Bericht soll am Mittwoch auf der derzeit laufenden Weltklimakonferenz COP28 in Dubai vorgestellt werden.
Quelle: ZEIT ONLINE